Handwebstuhl im Laichinger Weberhaus
Unten im Keller des Laichinger Weberhauses steht der Handwebstuhl, mit dem das Freilichtmuseum Beuren an die große Bedeutung der Laichinger Leinenweberei aber auch an die Arbeitsbedingungen der Weber erinnert. Der Arbeitsplatz im Keller, die sogenannte Dunk, war dunkel, feucht und im Winter eiskalt. Die Feuchtigkeit erhielt die Leinfaser geschmeidig, erzeugte aber bei den Webern häufig Rheuma und Lungenerkrankungen. Besser hatte es, wer in einer der Fabrikhallen an den großen Webstühlen arbeiten konnte. Über die Hälfte des Dorfes lebte vor rund 200 Jahren von der Leinenweberei, bis ins 20. Jahrhundert arbeiteten viele Weberfamilien in Heimarbeit.
Das Weberhaus im Freilichtmuseum, mit dem für die Alb damals typischen Stroh-Lehm-Dach, entstand 1677. Für das Haus wurden vermutlich Mauerreste anderer Bauten verwandt, die durch den 30jährigen Krieg verwüstet waren - eine frühe Form des Recyclings. Im Museum wird es im Zeitschnitt von 1835 und nach dem großen Brand in Laichingen 1853 präsentiert. Die Breite des Handwebstuhls im Keller richtete sich nach der Armlänge des Webers. Mit dem Tritt veränderte er die Kettfäden, und mit dem Schiffchen wurden dann die Schussfäden durchgezogen. Das Spinnrad daneben verweist auf die mühsame Gewinnung des Grundstoffs. Bis aus den sperrigen Leinstengeln durch Trocknen, Brechen und Hecheln die Holzteile herausgefiltert und die Faser zu Garn versponnen werden konnte waren viele Arbeitsschritte nötig und die ganze Familie mit den Kindern beteiligt.
Einst wurden Adelshäuser in ganz Europa und betuchte Bürger bis nach Amerika mit dem kostbaren Leintuch beliefert. Wer etwas auf sich hielt bestellte die Aussteuer für seine Töchter in Laichingen. Noch heute ist die Tisch- und Bettwäsche ein Begriff. Das Aufkommen der bunten, pflegeleichten Bettwäsche bedeutete allerdings das Ende vieler Produzenten in Laichingen. Nur wenige Firmen fanden mit Spezialprodukten eine Nische.
Text: Felicitas Wehnert | Bilder: Manfred Schäffler