Hauptgrafik Eingang

Obstmühle aus Owen

Damit aus Äpfeln und Birnen Most wird

AUTOR Manfred Schaeffler IMG 2066Die Funktion des kreisrunden Steinrings oberhalb des Beurener Wohn-Stall-Hauses im Freilichtmuseum erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Zuletzt wurde er auch am Originalstandort als Blumentrog genutzt. Aber eine Obstmühle in dieser Größenordnung war für Württemberg auch unüblich. Vielleicht wurde sie eingesetzt, um den Mostbedarf einer Wirtschaft zu decken. Zuletzt jedenfalls stand sie im Hof der Gaststätte Hirsch in Owen. Von dort wurde sie 2001 ins Freilichtmuseum Beuren umgesetzt, und in dem Zustand von 1847, dem Entstehungsjahr, wieder aufgebaut.

AUTOR Manfred Schaeffler IMG 2092Zu der Zeit ersetzten im Albvorland verstärkt Obstbäume die Reben. Diese erforderten viel Pflege, und für den Wein mussten zudem Abgaben gezahlt werden. Dass Most zum alltäglichen Getränk werden konnte, war nicht zuletzt Herzog Carl Eugen zu verdanken. Erst wenige Jahrzehnte zuvor hatte er den Obstanbau gefördert und erlaubt, unbegrenzte Mengen für den Eigenbedarf zu mosten. Da die Wasserqualität zweifelhaft war, wurde so Most zum alltäglichen Getränk. Zur Verarbeitung der Äpfel und Birnen wurden die unterschiedlichsten Gerätschaften entwickelt.

AUTOR Manfred Schaeffler IMG 2072Die Obstmühle aus Owen mit dem großen Mahltrog mit 3,8 Metern im Durchmesser wurde von Pferden oder Ochsen angetrieben, die die Mahlsteine in Bewegung setzten. Aus dem zerkleinerten Streuobst, der Maische, wurde dann der Most gewonnen.

Der Einsatz der Obstmühle lohnte sich nur bei großen Mengen. Deshalb wurden meist kleinere „Wärgeltröge“ aus Stein oder Eichenholz eingesetzt. Dabei wurde der „Wärgelstein“ mit einer Stange hin und her „gewärgelt“, um die Äpfel und Birnen zu zerkleinern. Ein Exemplar ist im Wohn-Stall-Haus aus Beuren ausgestellt.

Um 1900 kamen dann transportable Obstmühlen mit Kurbel auf. Eine davon kommt im Freilichtmuseum beim Mostfest am Sonntag, den 9. Oktober wieder zum Einsatz.

 

Autor: Felicitas Wehnert | Bilder: Manfred Schäffler

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Wärmflasche

Für mollig warme Betten in kalten Zeiten

AUTOR Manfred Schaeffler IMG 2532Vielleicht erlebt sie ja wieder eine Renaissance, wenn jetzt aus Energiespargründen überall die Heizungen heruntergedreht werden. Die gute alte Wärmflasche durfte früher in keinem Haushalt fehlen. Die Schlafzimmer waren kalt, die Federbetten klamm und wer unter eine mollige Bettdecke schlupfen wollte, musste vorsorgen. Im Freilichtmuseum in Beuren zeigt ein multifunktionales historisches Exemplar im ersten Stock des Wohn-Stall-Hauses aus Beuren wie man einst mit der kalten Jahreszeit zurechtkam.

AUTOR_Manfred_Schaeffler_IMG_2530.jpgDie ovale Wärmflasche ist aus Zinn und entspricht mit ihrem hohen Bleigehalt nicht unbedingt heutigen Gesundheitsvorstellungen. Aber zu ihrer Entstehungszeit Ende des 18. Anfang des 19. Jahrhunderts waren das die Materialien der Wahl. Zur vorderen Rundung hin ist eine Vertiefung, um die Schoppenflasche für den Säugling warmzuhalten. In der Wiege daneben schützt ein Häkelüberzug über der Wärmflasche vor Verbrennungen. Das heiße Wasser stammte meist aus dem Wasserschiff des Herdes. Und wenn es richtig kalt wurde zog man auch noch Bettschuhe und eine gehäkelte Bettjacke über dem Flanellnachthemd an.

AUTOR Manfred Schaeffler IMG 9527Der Wunsch nach warmen Füßen heizte schon immer den Einfallsreichtum an. Zuerst wurden heiße Steine oder Ziegel in ein Tuch geschlagen und zum Wärmen ins Bett gelegt. Später gab es ovale Teile aus Zinn, Zink, Kupfer und Messing. Am 11. November 1808, vermutlich an einem ungemütlichen Spätherbsttag, meldete ein Kupferschmid einen Bettwärmer zum Patent an: eine feuersichere Pfanne, die mit Holzkohle oder heißen Steinen gefüllt wurde. Dann kamen die mit heißem Wasser gefüllten Bettwärmer auf. Seit 1920 wurde für Wärmflaschen zunehmend Gummi verwandt, das sich an den Körper anpasste. Später kamen hitzebeständige Kunststoffe hinzu. Heute ist die Wärmflasche nicht mehr nur bei Bauchweh und Verspannungen gefragt, sondern auch bei zurückgedrehten Heizungen.

 
Autor: Felicitas Wehnert | Bilder: Manfred Schäffler
 

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Der „Tübinger Stuhl“

Eine Bauhauskonstruktion für Gaststätten

AUTOR Manfred Schaeffler IMG 2055Heute erinnert ein stilisierter Stammtisch mit vier Stühlen im Erlebnis.Genuss.Zentrum des Freilichtmuseums Beuren an die Geislinger Wilhelmshöhe und die Wirtshausgeschichte. Die Stühle der alteingesessenen Mössinger Stuhl- und Tischfabrik J.Gauger-Söhne waren nicht mit dem Gartensaal translozier worden. Die Museums-Szenerie wurde aus dem Sammlungsbestand aufgebaut. Die Stühle ähnelten einem Wirtshausstuhl, der im letzten Jahrhundert in vielen Gaststätten und in etlichen Küchen zu finden war und der ein Stück Bauhaus-Geschichte in sich trägt.   

AUTOR Manfred Schaeffler IMG 2053Der „Tübinger Stuhl“, wie er nach seinem Produktionsort genannt wurde, galt als erste Wahl für Gaststätten und Säle. Er war robust, mit seinen schräg ausgestellten Beinen sehr stabil und zudem bequem. Obwohl als Serienprodukt zigtausend Fach hergestellt war die Verarbeitung solide – das Material Rotbuche kam aus dem nahegelegenen Schönbuch, die Einzelteile sind gedrechselt, verzapft und verleimt.



Hergestellt wurde das Sitzmöbel von der Stuhlfabrik Schäfer, die 1882 in der aufstrebenden Tübinger Südstadt gegründet wurde. Zum Klassiker machte den Stuhl der Architekt und Designer Adolf Gustav Schneck, Professor an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule. In schönster Bauhaustradition modifizierte er die Stuhlkonstruktion und machte sie damit zum Prototyp der neuen Sachlichkeit. Bis in die späten 1950er Jahre wurden vor allem in Süddeutschland Wirtschaften und Festsäle mit dem Stuhl aus Tübingen ausgestattet. Ein altes Foto von 1953 zeigt, wie pfiffig die Werbung war. Noch ganz ohne visuelle Tricks testeten Elefanten die Robustheit der Stühle.

Um so bitterer war es für die Firma, dass sie kurz vor ihrem 100jährigen Jubiläum Konkurs anmelden musste. 1973 schloss die Stuhlfabrik Schäfer endgültig ihre Pforten. Die Stühle werden mittlerweile im Internet veritabel gehandelt. Das Backsteingebäude fand eine neue Nutzung: 1979 zog dort das LTT, das Tübinger Landestheater ein. Seither wird in der ehemaligen Stuhlfabrik Theater gespielt.

Autor: Felicitas Wehnert | Bilder: Manfred Schäffler
 

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Langenauer Stangenbohne

bohne AUTOR Manfred Schaeffler IMG 9183Eine Pflanze als Museumsstück? Aber ja doch. Wie alte Häuser oder Gegenstände müssen auch historische Obst- und Gemüsesorten vor dem Verschwinden gerettet werden, tragen auch sie ein Stück Geschichte in sich. In den Gärten des Freilichtmuseums Beuren werden deshalb dieses Jahr zehn historische Bohnensorten angebaut: die Neckarkönigin und Blauhilde etwa, die man noch vereinzelt in Hausgärten findet, aber auch Raritäten wie die wieder entdeckte Schwabenbohne, die Monstranzbohne, die als eiweißreiche Fastenspeise häufig in den Klostergärten Oberschwabens angebaut wurde oder die Langenauer Stangenbohne, die von einer Auswanderergeschichte erzählt.

langenauer_stangenbohne_AUTOR_Manfred_Schaeffler_DSC02347.jpgDiese alte schwäbische Regionalsorte, nach dem Ulmer Stadtteil Langenau benannt, hat weite Wege zurückgelegt. Die attraktive Bohne mit dem grün lila gesprenkelten Muster gehörte mit zu dem Wenigen, was die schwäbischen Auswanderer mit ins Banat nahmen, um fern der Heimat vertraute Pflanzen und Gerichte zu haben. Mit den Ulmer Schachteln, den breiten Holzkähnen, waren sie im 18. Jahrhundert auf der Donau ins heutige Rumänien, Serbien und Ungarn aufgebrochen, um den Hungersnöten und dem wirtschaftlichen Elend zu entkommen. In Schwaben selbst geriet die große Bohne mit den violetten Blüten und dem leicht nussigen Geschmack in Vergessenheit. Dicke Bohnen waren nicht mehr gefragt und wurden kaum noch gegessen. Eher durch Zufall entdeckten Sortenretter die Langenauer Stangenbohne wieder im fernen Rumänien. Im VEN-Archiv, im Archiv des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt wurden einige Bohnen aufbewahrt bis in jüngster Zeit einige Museumsgärten ihr Interesse anmeldeten.

Das in Nürtingen ansässige „Genbänkle“, ein Kooperationspartner des Erlebnis.Genuss.Zentrums, sucht mit Hilfe von Sortendetektiven nach weiteren historischen Gemüsesorten, um sie vor dem Aussterben zu retten. Das Freilichtmuseum Beuren erhält in seinen unterschiedlichen Gärten einen Teil der Bohnenvielfalt, die in der Ernährung der Weltbevölkerung zunehmend eine große Rolle spielen.

Autor: Felicitas Wehnert | Bilder: Manfred Schäffler
 

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Frühes Recycling beim Bau

Geschirrhütte und eingebauter Grabstein

baurecycling 3 Autor Felicitas Wehnert DSC00323Der Trend ist modern, die Grundidee schon ziemlich alt: Das Wiederverwenden von Nützlichem. Vom sparsamen Umgang mit knappen Ressourcen kann das Freilichtmuseum Beuren etliche Geschichten erzählen, die Impulse für die heutige Diskussion um Nachhaltigkeit geben. Thema Baustoffe etwa. Zwei Gebäude in den Herbstwiesen zeigen bei näherer Betrachtung Spuren von früherem Recycling.

Die Geschirrhütte aus Oppenweiler steht ganz unspektakulär unterhalb des Ziegengeheges. Öffnet man aber die Holztüre offenbart sie ein ungewöhnliches Innenleben. Die Tragekonstruktion aus verzierten Eichenhölzern entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Teil eines alten Webstuhls. Offenkundig wurde er beim Bau der Hütte um 1870 nicht mehr gebraucht. Bevor die Erbauer mühsam neue Balken zurichteten, griffen sie in einer Kombination von Erfindergeist und Sparsamkeit auf bereits Vorhandenes zurück.

Ein Stück weiter oben findet sich ein weiteres Beispiel für den Einbau von bereits Gebrauchtem. Ein Grabstein - unscheinbar in die Außenwand des Bauernhauses aus Aichelau eingepasst. Im Museum schützt ihn heute eine Glasscheibe. Beim Abbau des Gebäudes in Aichelau wurde er fast übersehen, denn die Inschrift zeigte zum Rauminneren und war verputzt. Die Steinplatte erwies sich als Grabstein von 1889 und gehörte einst zum Grab der Urgroßmutter der letzten Hausbewohnerin. Er wurde nicht als Erinnerungsstück eingebaut, sondern pragmatisch als Steinplatte im Hausbau wiederverwendet.

baurecycling 2 Autor Felicitas Wehnert DSC00317Die Beispiele sind keine Einzelfälle. Die Praktik ist uralt. Bei genauem Hinsehen kann man an manchen alten Häusern noch Teile aufgelassener Burgen oder anderer Gebäude finden: Fensterstürze etwa, Türbögen, Quadersteine. Die mühsam behauenen Steine waren viel zu kostbar, um sie einfach wegzuwerfen.

Ein Gedanke, der heute wieder aufgegriffen wird. Die erneute Wiederverwendung alter Materialien ist in Zeiten von Rohstoffknappheit und Nachhaltigkeit wieder aktuell. Bislang werden recycelte Baustoffe vor allem im Straßenbau eingesetzt, aber zunehmend gewinnt die Wiederverwendung sauber getrennter Baumaterialien für Neubauten an Bedeutung. Und auch der Einbau alter Teile ist wieder gefragt: eine Fassadendämmung aus recycelten Jutesäcken, Holztüren und Fenstern aus ehemaligen Bauernhäusern, jahrhundertealte Eichenbalken, behauene Steine und alte Ziegel zeugen nicht nur von kunstvollem Handwerk, sie verleihen dem Gebäude auch eine Seele und historische Tiefe.

 
Autor: Felicitas Wehnert | Bilder: Felicitas Wehnert
 

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Pfitzaufförmchen für das Schwabensouffle

pfitzauf foermchen AUTOR Manfred Schaeffler 20150309 190035Die Pfitzauf-Formen stehen ganz oben im Tellerbord der Küche des Hauses Öschelbronn im Freilichtmuseum Beuren - ein bisschen versteckt. Früher gehörten sie zur Grundausstattung einer schwäbischen Küche und die Eier-Mehl-Speise zu einem der Ess-Klassiker.

Die rötlich-braunen Pfitzauf-Formen aus glasiertem Ton mit den 6 Mulden wurden früher traditionell innerhalb der Familie vererbt. Die Zutaten für das luftige Eiergebäck waren meist in jedem Haushalt vorhanden. Es ist eines jener Gerichte, die die Kargheit der Region spiegelten, aber auch den Einfallsreichtum der Bewohner, mit wenigen Grundzutaten Abwechslung auf den Tisch zu bringen. Milch, Eier und Mehl sind der Stoff, aus dem viele schwäbische Ess-Träume sind: Flädle und Knöpfle, Spätzle und Schupfnudeln, Dampfnudeln und eben Pfitzauf, das Schwaben-Souffle, für das es im Sechserpack eine eigene Steingutform gibt.

Die Zubereitung erfordert ein bisschen Mut und Kenntnis: 250 g Mehl, ½ l Milch mit 4 Eiern und einer Prise Salz zu einem glatten Teig verrühren. Wer mag, kann noch 2 EL zerlassenen Butter und etwas Zucker dazu geben. Die gebutterten Förmchen zur Hälfte füllen, ca. 50 Minuten bei 200 Grad backen und danach bei ausgeschaltetem Backofen noch 10 Minuten ruhen lassen. Mit Kompott oder Vanillesoße servieren.

Pfitzauf heißt das fleischlose Mittagessen, weil der Teig - ohne Backpulver- nach oben schnellt und mächtig über den Rand der Formen aufgeht. Sind die Zutaten allerdings nicht zimmerwarm oder verführt die Neugier dazu, zu früh die Backofentür zu öffnen wird es eher ein „pfitz ab“ und die Kugel fällt in sich zusammen.

Das luftige Eiergebäck als einst eher einfaches Essen ist heute zum Edel-Nachtisch in Feinschmeckerlokalen mutiert. Wer keine Förmchen geerbt hat kann neu hergestellte im Tante-Helene-Lädle des Museums erwerben.

Mehr darüber, wie sich Geschmack und Ess-Moden verändern ist in zwei Veranstaltungen zu erfahren:

 

Autor: Felicitas Wehnert | Bild: Manfred Schäffler
 

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Kochherd mit Kohlenschütte

Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt

kochherd AUTOR Manfred Schaeffler IMG 9486Heute steht der Kochherd als Museumsstück in der Küche der Schreinerei aus Ohmenhausen im Freilichtmuseum Beuren. Manchen Älteren ist er vielleicht noch aus Kindertagen vertraut. Wieviel Fingerspitzengefühl und Erfahrung dazu gehörte, die Temperatur und Backzeit richtig einzuschätzen lässt sich heute kaum mehr ermessen. Wohlweislich beschränkt sich das Museumsteam an Aktionstagen auf einfache Gerichte wie schwarzer Brei oder Muckefuck. 
 
Die Schreinerwohnung ist im Zeitschnitt der 1920er Jahre eingerichtet und dazu passt auch der Herd. Oberhalb des Backofens ist das Wasserschiff, in dem stets warmes Wasser bereitstand. Geheizt wurde überwiegend mit Holz. Die Asche fiel direkt in einen speziellen Behälter unterhalb. Mit der Kohlenschütte - aus Eisenblech und meist schwarz lackiert - wurden die Kohlen aus dem Keller zur Küche transportiert und portioniert in die Öfen geschüttet. Meist komplettierte noch eine längliche Handschaufel und ein rechteckiger und nach vorne offener Brikett-Träger die Ausstattung. Herde wie dieser in der Schreinerei aus Ohmenhausen gehörten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und zum Teil noch bis in die 1960er Jahre zur Küchenausstattung.
 
kochherd AUTOR Manfred Schaeffler IMG 0275Der Kochherd stammt aus Kirchheim unter Teck. Dort gründete 1864 Richard Wiest eine Herdfabrik für Kochherde und Waschkessel – KOWA genannt nach den Anfangsbuchstaben der Produkte. Für die später entwickelten Elektroherde gab es sogar ein eigenes „KOWA Kochbuch“. In den 1960er Jahren waren in dem Kirchheimer Werk bis zu 400 Mitarbeiter beschäftigt. Doch der Betrieb konnte mit den Neuerungen der Zeit nicht mithalten und musste schließen.
 
Im Freilichtmuseum Beuren wird der KOWA - Kochherd diese Saison passend zum Jahresthema „Ernährung“ mehrmals angeheizt.

 

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Grenzsteine sichern das Gebiet

Steinerne Zeugen in der Landschaft

 
grenzstein AUTOR Felicitas Wehnert DSC09418   KopieDie Grenzsteine stehen unscheinbar am Wegesrand im Freilichtmuseum Beuren. Sie befinden sich nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz, aber die verwitterten länglichen Steine erinnern an die einst weit verbreiteten Zeugen früherer Zeiten, auf die man auf der Schwäbischen Alb immer wieder bei Wanderungen stößt. Sie markierten Herrschaftsgebiete und Landesgrenzen wie etwa zwischen Württemberg, Hohenzollern-Preußen, den Bayern und den Fürstenbergern. Vielfach findet man aber auch noch Grenzsteine, die Gemeindegrenzen sichern.
 
Zwei dieser steinernen Zeugen wurden ins Freilichtmuseum gerettet, da sie dem Straßenbau im Weg waren. Am Feldweg zwischen dem Bienenhaus und dem Zentrum Museumspädagogik hat ein alter Grenzstein zwischen Nürtingen und Kirchheim/Teck seinen Platz gefunden. Er stammt aus der Zeit um 1600 und verwendet noch die alte Schreibweise der beiden Ortsnamen. Auf der einen Seite kann man die damals übliche Dialektbezeichnung von Kirchheim entziffern mit der Kesselspange als Stadtwappen, auf der anderen Seite ist umgangssprachlich Nürtingen mit dem Signalhorn eingemeißelt.
  
grenzstein AUTOR Felicitas Wehnert DSC09422Unterhalb des Schafstalls steht ein weiterer Grenzstein - aus Schlaitdorf. Die eine Seite zeigt die Grenze zum Schönbuch mit dem württembergischen Hirschgeweih, gegenüber ist die Pflugschar für die Gemeinde Schlaitdorf abgebildet.
 
Die Grenzsteine waren rechtlich verbindlich. Ihr Verrücken wurde hart bestraft. Damit das nicht heimlich passieren konnte wurden unter dem eigentlichen Grenzstein recht- oder dreieckige Tontäfelchen vergraben, von denen nur Eingeweihte wussten. Und auch heute noch ist das Verrücken oder Beschädigen von Grenzsteinen strafbar, denn sie stehen unter Denkmalschutz.
 

Text: Felicitas Wehnert | Bilder: Felicitas Wehnert

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Von Federspargel und Gummibaum

Ein kleiner Dschungel in der guten Stube

Aspargus nah Schäffler Manfred IMG 9339 20220216blumenbank_AUTOR_Manfred_Schaeffler.jpgDer Asparagus wie der Feder- oder Zierspargel botanisch heißt fällt auf im Freilichtmuseum Beuren. Er krönt die mehrstufige Blumenbank im Original 1950er Jahre Design auf der Ebene der Lehrerwohnung im ersten Stock des Rathauses aus Häslach. Dort wohnte von 1956 bis 1966 die junge Lehrerfamilie Deile und richtete sich ihre erste eigene Wohnung im damaligen Stil der Zeit ein: modern, mit leichten geschwungenen Möbeln und eben einem kleinen Dschungel in der guten Stube. Beliebt waren Asparagus und Gummibaum, aber auch Grünlilie und Efeutute oder ein bisschen extravagant - Alpenveilchen und Flamingoblume.

Vor rund 200 Jahren hatten Botaniker von den Entdecker- und Eroberungsexpeditionen exotische Pflanzen mitgebracht, die zunächst den Adel in den Orangerien entzückten. Unter Oleander und Zitronenbäumchen, Fuchsien und Kamelien wuchsen Kartoffelblüten, die den jungen Baronessen als Haarschmuck dienten. Seit dem Biedermeier holte sich das gehobene Bürgertum ein Stück Natur in die städtischen Wohnzimmer. Mit dem Bauhaus in den 1920er Jahren war wucherndes, verspieltes Ziergrün verpönt, allenfalls die strengen Formen von Kakteen oder Bogenhanf zeugten von zeitgemäßem Geschmack.

Text: Felicitas Wehnert | Bilder: Manfred Schäffler

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Kerzenlicht und Petroleumlampen im Freilichtmuseum Beuren

Heimleuchten mit anbandeln

faherradlampe AUTOR Manfred Schaeffler img 9475Kaum zu glauben, so sah noch um 1900 eine Fahrradlampe aus. Der Kerzenschein warf ein vages Licht auf den Weg und warnte Entgegenkommende. Mit der Sturmlampe rechts daneben wurden mittels der Klappe einst auch auf den Bahnhöfen Signale gegeben.

Beide Lampen aus der Sammlung des Freilichtmuseums Beuren erzählen aber auch noch von weiteren Bräuchen, die bis heute ihre Spuren in der Sprache hinterlassen haben. Wenn wir heute jemand „heimleuchten“ ist das meist nicht sehr nett gemeint, früher zeugte es von Aufmerksamkeit, wenn die jungen Burschen ihre Mädchen von der Lichtstube nachts sicher nach Hause begleiteten und ihnen so heimleuchteten. Meist war es auch die einzige Möglichkeit, sich ungestört näher kennen zu lernen.

In den Lichtstuben, wie etwa auch für das Schreinerhaus aus Ohmenhausen beschrieben, trafen sich im Winter die unverheirateten Mädchen des Dorfes, um an ihrer Aussteuer zu arbeiten. Reihum wurde in den Häusern jeweils eine Stube beheizt und beleuchtet. So konnten alle Familien Heizmaterial und Kerzen sparen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Petroleumlampen als Lichtquelle auf. Mit ihrem Tank, dem Docht, Brenner und Glaszylinder brannten sie länger und heller und waren auf Dauer gesehen zudem billiger als Kerzen.

Elektrisches Licht war lange Zeit ein städtischer Luxus und erreichte erst nach 1900 die Dörfer. Im Freilichtmuseum Beuren zeugt die Schreinerei aus Ohmenhausen davon. In den 1920er Jahren wurde das Dorf ans elektrische Netz angeschlossen und galt damit als enorm fortschrittlich. Das Theaterprojekt „Gespielte Geschichte“ erzählt während der Saison von den technischen Neuerungen.

Am letzten Öffnungstag 2022, am 7. November wurden zur Dämmerung die verschiedenen Lichtquellen aus verschiedenen Epochen in und vor den Häusern angemacht. Sie erweckten die Häuser des Freilichtmuseums Beuren noch einmal zu einem ganz eigenen Leben, bevor die Lichter endgültig verlöschten, die Türen abgeschlossen wurden und sich das Freilichtmuseum in die Winterpause verabschiedet. 

Text: Felicitas Wehnert | Bild: Manfred Schäffler 

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Kontakt

Förderverein Freilichtmuseum Beuren e.V.
Geschäftsstelle
In den Herbstwiesen - 72660 Beuren
 
Telefon: 07025 91190-26 (Montag 9 bis 12 Uhr) 
Telefax: 07025 91190-10
E-Mail: info@foerderverein-freilichtmuseum-beuren.de

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